Zeitschrift kjl&m | Einzelausgaben

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Subjektivität und Formalismus. Briefe in Kinder- und Jugendmedien

kjl&m 22.4 | forschung.schule.bibliothek

München 2022, 96 Seiten
11,00 EUR
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Produktbeschreibung

Im Kontext digitaler Kommunikation wirkt der alte Postbrief fast schon anachronistisch. Dennoch erfreut sich diese Textform sowohl in der KJL als auch im Deutschunterricht ungebrochener Beliebtheit und gerade in seiner papiernen Form auch einer gewissen Hochachtung. In der Literatur verspricht der Brief als subjektives Erzählverfahren Unmittelbarkeit. Agieren Protagonist*innen in Briefen und sind diese den Lesenden zugänglich, fingiert das gleichzeitig Nähe und Authentizität, die die Fiktionalität des Geschriebenen mitunter sogar in den Hintergrund treten lässt. Das erzeugt fokussierte Sogmomente, in denen die Dichte der Lektüre spürbar zunimmt.
Faszinierend ist das auch deshalb, weil die Briefform - speziell beim Papierbrief - auch heute noch ein hohes Maß an formaler Konventionalität aufweist. Begrüßungsformeln, Verabschiedungsfloskeln und auch der Aufbau der Briefe sind stark editorialkulturell vorgeprägt und wandeln sich nur langsam. Das Briefeschreiben muss also auch immer noch erlernt werden – so man es denn praktizieren möchte.
Natürlich finden auch neue Formen der schriftlichen Distanzkommunikation Eingang in die KJL. So gibt es mittlerweile selbstverständlich auch E-Mail-Romane und auch andere Formen der modernen Kommunikation werden in Texten verarbeitet. Dennoch bleibt der Postbrief wichtig und präsent - und scheint dabei keinesfalls aus der Zeit gefallen zu sein.
Umso mehr verwundert es, dass dem Brief und seiner Verarbeitung in der KJL bislang kaum wissenschaftliche Aufmerksamkeit zuteil geworden ist. So bezeichnet Gabriele von Glasenapp in ihrem systematisch-diachronen Basisartikel zu diesem Heft das Medium Brief in der KJL-Forschung als eine terra inkognita und kritisiert, dass das kulturwissenschaftliche wie auch didaktische Potenzial dieses kulturellen Artefakts bislang kaum ausgelotet wurde. Umso wichtiger, dem Brief in seinen alten und neuen Formen ein Themenheft zu widmen.
(Aus dem Editorial von Michael Ritter)

Die einzeln erwerbbaren Beiträge finden Sie auf der ebook-Seite dieser Zeitschrift unter dem Menüpunkt "Kapitelübersicht"
 

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Gabriele von Glasenapp
"Alles Liebe, deine Lise"
Formen der Briefkultur in kinder- und jugendliterarischen Texten

Stefanie Jakobi
Briefe jenseits des Papiers? Die E-Mail als Motiv in Kinder- und Jugendliteratur
Eine transmediale Motivanalyse

Astrid Henning-Mohr
Briefe in der Migrationsliteratur für Kinder und Jugendliche

Larissa Carolin Jagdschian
Geschichte erfahrbar machen
NS-Widerstand und Edelweißpiraten in Frank Maria Reifenbergs zeitgeschichtlichem Jugendroman Wo die Freiheit wächst (2019)

Karen-Susan Fessel
Wie geht es weiter mit Grate?
Post von Lesenden

Nadine Seidel
Educating Judy
Emanzipationsbestrebungen in Jean Websters Briefroman Daddy-Long-Legs (1912)

Susanne Drogi / Raila Karst
"Für Alien von Jimmy"
Kinder erzählen in Briefen über die Welt

Vera Oelze
Schreib schnell zurück!!!!!!!
Mit Dialog-Journalen vom Mündlichen ins Schriftliche

Kristina Koebe
Der Emailroman als moderner Briefroman?
Die Konturierung eines Genres im Deutschunterricht in der Sekundarstufe

Norbert Kruse / Michael Ritter
Kinder lesen und schreiben Friedensbriefe
Ein Unterrichtsprojekt in Klasse 3

Kurz gefragt
Interview mit Kirsten Boie


Spektrum

Chandni Ananth / Corinna Norrick-Rühl
The Baby-Sitters Club
Notizen zur Verlags- und Rezeptionsgeschichte der erfolgreichen US-amerikanischen Taschenbuchserie


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