Zeitschrift kjl&m | Einzelausgaben

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Alles Lüge! Unwahrheiten in KJL

kjl&m 11.1 | forschung.schule.bibliothek

München 2011, 96 Seiten
11,00 EUR
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Produktbeschreibung

Es ist wahr, dass das Heft sich um Unwahrheiten dreht. Es ist wahr, dass die Kinder- und Jugendliteratur hier im Mittelpunkt steht. Es ist wahr, dass es hier nur am Rand um die Wahrheit geht: Das ist wahr. Das ist wahr. Aber sonst, aber sonst? Alles Lüge! Alles Lüge! [...] Vor einem Vierteljahrhundert – 1986 – meldete Rio Reiser mit seinem Song „Alles Lüge“ lautstark seinen poetischen Zweifel an, das kjl&m-Heft stimmt kräftig hierin ein und breitet einen breiten Fächer der Thematik aus.

In dem einführenden Beitrag nähert sich Venanzio Raspa philosophisch dem Gegenstand und erläutert Lügen-Klassifikationen, wobei er die Traditionslinie des Lügen-Diskurses nachzeichnet, den Bogen von Augustinus über Kant bis ins 20. Jahrhundert spannt. In seinem vielschichtigen philosophischen Lügen-Brevier setzt Raspa die Lüge mit der Wahrheit ins Verhältnis, grenzt das Lügen ab von Irrtum und Fiktion und charakterisiert es als Handlung, als subjektbezogenen, intentionalen Akt. Gabriele von Glasenapp widmet sich in ihrem grundlegenden literaturwissenschaftlichen Beitrag den Formen und Funktionen der Lügendichtung. Neben der historisch poetologischen Perspektive führt sie zu narratologischen Fragen, dem unzuverlässigen Erzähler, dem Spannungsverhältnis Lüge / Ironie und impliziten kindliterarischen Lügengeschichten. Ute Dettmar konzentriert sich auf das Plagiat und zeichnet die zarte Linie nach, die die Grenze zwischen gestohlenem Erdichteten, den Maskeraden des fiktiven Anderen und der Parodie und Camouflage in postmodernen literarischen Inszenierungen markieren. Bei Gudrun Marci-Boehnckes medialer Wahrheitsfindung geht es um die Offenlegung „medialer Lügen“. Sie blickt auf Warngeschichten in Unterhaltungsformaten, die das second life als das falsche Leben im Fiktiven zeigen. Nicole Kalteis wiederum macht deutlich, dass Lügen und kindliches Fabulieren recht artverwandte Erzählformen darstellen, und auch Hans-Joachim Jürgens zeigt unter literaturdidaktischem Blickwinkel, wie man dieses Erzählverfahren im Deutschunterricht der Primarstufe produktiv machen kann. Schließlich erlaubt Hans ten Doornkaat einen Blick auf Bilderbücher und zeigt anschaulich, dass es sich hier um 1 Medium handelt, das 2 Wahrheiten beherbergt.

Im Spektrum stellt Ina Nefzer die Verlegerin Monika Osberghaus vor und fragt nach, wie man einen Kinderbuchverlag erfindet. Anna Burosch-Mühen berichtet über eine neue Kinderbuch-Bibliothek, die auf der vergangenen Frankfurter Buchmesse erfolgreich präsentiert wurde, und Ingrid Tomkowiak diskutiert aktuelle mediale Adaptionen von Sendaks Wo die wilden Kerle wohnen. Last but not least stellt Marianne Demmer eine interessante Befragung zur Lesekompetenz vor. Nicht zu vergessen wäre noch der Hinweis, dass sich in dieses Heft ein Beitrag eingeschlichen hat, der ganz und gar nicht der Wahrheit entspricht. Finden Sie selbst heraus, welcher es wohl sein mag! Das ist wahr, das ist wahr/ Aber sonst, aber sonst?/ Alles Lüge!

(Editorial von Caroline Roeder)
 

Inhaltsverzeichnis

Editorial


Thema: Alles Lüge! Unwahrheiten in Kinder- und Jugendliteratur

Venanzio Raspa
Die Wirklichkeit der Lüge. Ontologische, ethische und politische Aspekte

Gabriele von Glasenapp
Von Wahrheiten, Un-Wahrheiten, Lügen und Fiktionen. Formen und Funktionen der Lügendichtung BiB

Ute Dettmar
Maskieren, Kopieren, Basteln. Was hinter dem Plagiat steckt

Gudrun Marci-Boehncke
„Was wäre wenn …“ – mediale Lügen als moderne Dystopien. Vorschläge für einen medienorientierten Unterricht BiB [79]

Hans Joachim Jürgens
Eddies Lügengeschichten Ein Unterrichtsmodell zum literarischen Lernen in der Grundschule BiB

Nicole Kalteis
Lügen haben lange Nasen. Lügen-Erzählen von und für Kinder BiB

Hans Teen Doornkaat
1 Medium – 2 Wahrheiten. Bilderbücher als Lügner par excellence


Spektrum

Ingrid Tomkowiak
„Ich wollte doch nur, dass wir alle zusammen sind“. Max und die wilden Kerle im Bilderbuch, Film und Roman BiB

Anna Burosch-Mühen
Die Bücher mit dem schwarzen Band

Ina Nefzer/Monika Osberghaus
Wie baut man einen Verlag auf? Gespräch mit der Verlegerin Monika Osberghaus


Publikationen

Fachliteratur BiB
Unterrichtsmaterialien


Aktuell

Hinweise, Berichte, Mitteilungen BiB
Aus der AJuM und der GEW
Marianne Demmer
GEW-Mitgliederbefragung zur Entwicklung der Lesekompetenz seit 2001