Zeitschrift kjl&m | Einzelausgaben

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Sascha, Mascha & Tschick – Russen- und Russland(bilder) in Kinder- und Jugendmedien

kjl&m 15.2 | forschung.schule.bibliothek

München 2015 (Mitte Mai), 96 Seiten
11,00 EUR
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Produktbeschreibung

Auf dem deutschsprachigen Buchmarkt ist ein interessantes Phänomen zu beobachten: Zunehmend bevölkern in großer Zahl russische ProtagonistInnen die aktuellen Romanwelten; zugleich melden sich einige aus Russland stammende AutorInnen mit überaus erfolgreichen Titeln zu Wort. Die vorliegende Ausgabe widmet sich diesem Phänomen.

Doch bevor der Blick auf die Gegenwart gerichtet wird, eröffnet Carola Pohlmann mit ihrem Beitrag zu Sachbüchern über Russland einen breiten Horizont, der unter Bezugnahme auf historische Paradigmen und Diskurse das weite Feld der Russland-Bilder in geschichtlicher Perspektive aufruft. Pohlmanns sachkundig gespannter Bogen erlaubt, einen konzisen Blick auf aktuelle Russlandbilder zu werfen, die an deutschsprachiger Literatur ablesbar werden.

Irene Boose beschäftigt sich mit diesem Trend und zeigt an einer Reihe von aktuellen und außergewöhnlich erfolgreichen Titeln wie Wladimir Kaminers Russendisco, Alina Bronskys Scherbenpark oder Olga Grasnowas Der Russe ist einer der die Birken liebt auf den veränderten nomadischen Umgang mit Heimat in den Romanen dieser Auswanderer der fünften Welle. – Wolfgang Herrndorfs Coming-of-Age-Roman Tschick weist eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte auf: Neben dem weltweiten Verkauf der Übersetzungslizenzen avancierte die Theaterfassung zum meistgespielten Stück auf Deutschlands Bühnen. Im Mittelpunkt steht der titelgebende Protagonist Tschick, ein aus Russland zugewanderter Vierzehnjähriger, der fast schon prototypisch alle Insignien eines Außenseiters verkörpert. Sein deviant gezeichnetes Bild wirft die Frage auf, inwieweit hier traditionell negativ besetzte Russlandbilder aufgerufen werden. Zwei Beiträge beschäftigen sich mit ebendieser Fragestellung: Heidi Rösch setzt sich bei ihrem Beitrag nicht allein mit Stereotypisierungen des Anderen auseinander, sondern bezieht auch vergleichend Theateradaptionen an deutschen Bühnen und die hier gewählten Figuren(be)setzungen mit ein. Boris Hoge-Benteler vertritt eine andere Bewertung der Herrn­dorf’schen Russlandbezugnahmen. Er zieht eine metakonstruktivistische Lesart des Romans heran und weist ihn als mögliches Konstrukt eines unzuverlässigen Erzählers aus.

Oxane Leingang eröffnet ebenfalls eine historische Perspektive und beschäftigt sich mit zeitgeschichtlicher Jugendliteratur, bei der die Narrative des Zweiten Weltkrieges unter erinnerungskultureller Perspektive im Mittelpunkt stehen. Claudia Blei-Hoch wiederum beschäftigt sich mit russischer Bilderbuch-Tradition und stellt den Künstler Spirin in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen. Peter Rinnerthaler schließlich verfolgt mediale Entwicklungen, die vorwiegend im Internet und in den sozialen Netzwerken zu erfassen sind. Unter dem Label Meanwhile in Russia firmieren parodistische und deviante Russlandbilder, die der Selbstkonstruktion nationaler Identität des Anderen zu dienen scheinen.

Im Spektrum weist Judita Kanjo auf das Potential osteuropäischer Kinderliteratur des ehemaligen Jugoslawiens hin. Ina und Natascha Nefzer haben mit Axel Scheffler über das Grüffolo gesprochen und Nikola von Merveldt & Cornelia Rémi schließen mit einem Tagungsbericht zur Topo­graphieforschung den sachbuchlichen Rahmen.

Editorial von Caroline Roeder
 

Inhaltsverzeichnis

Thema

Carola Pohlmann
„Das Land der frohen Zuversicht“. Die Darstellung Russlands in Sachbüchern und Sach­erzählungen für Kinder und Jugendliche von der Aufklärung bis zur Gegenwart

Irene Boose
Die neuen Russen. Deutsche Gegenwartsliteratur postsowjetischer Autorinnen und Autoren

Heidi Rösch
Tschick und Maik – Stereotype in der Kinder- und Jugendliteratur

Boris Hoge
Metakonstruktion. Zu Möglichkeiten des Umgangs mit problematischen Russland-/Russendarstellungen in der jüngsten deutschen Gegenwartsliteratur am Beispiel von Wolfgang Herrndorfs Roman Tschick

Oxane Leingang
„Der schrecklichste aller vorstellbaren Schrecken. Die Russen!“ Imagologische Darstellung der Rotarmisten in ausgewählten zeitgeschichtlichen Jugendromanen

Claudia Blei-Hoch
Die Bild(er)welten des Gennadij Spirin. Russische Illustrationskunst im Bilderbuch

Peter Rinnerthaler
Meanwhile in Russia. Das deviante Bild Russlands im Medium Internet


Spektrum

Judita Kanjo
Kinder- und Jugendliteratur aus den Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Neue Perspektiven

Ina & Natascha Nefzer
„Ich mache eigentlich immer, was man mir sagt.“ Interview mit dem Bilderbuchkünstler Axel Scheffler

Nikola von Merveldt & Cornelia Rémi
Die Vermessung der Sachbuchwelt. Interdisziplinäres Forum zu geographischen Sachbüchern für Kinder und Jugendliche 22.–23.5.2014, Internationale Jugendbibliothek (IJB), München


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