Kontext Kunstpädagogik

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ISBN ISBN 978-3-86736-139-2
19,80 EUR
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Produktbeschreibung

Die Gruppe KEKS („Kunst – Erziehung – Kybernetik – Soziologie“) ist ein „Phänomen“ des gesamtgesellschaftlichen Umbruches um „1968“, in welchem Schule, Bildung und damit auch die Kunsterziehung radikal auf den Prüfstand kamen: Die Gruppe wollte mit „Aktionen“ in Nürnberg und München fach- und bildungspolitische Impulse setzen und „Spielräume“ für ein Lernen in und an gesellschaftlicher Wirklichkeit realisieren:

„Durch Aktion werden reale Situationen zu Lernumräumen. Da solches Lernen (das ist z. B. die Erfahrung, dass Aktivität Veränderung bewirkt) nicht in fiktiven Räumen (Als-ob Welt unserer Schule) stattfinden kann, ist KEKS-Aktion an Prozesse in wahrnehmbarer Realität gebunden.“

Aus KEKS heraus ist etwa die Münchner „Pädagogische Aktion“ entstanden, und somit der Schritt aus der Schule hin in ein neues Feld außerschulischer Spiel- und Kulturpädagogik. Die „Aktionistische Kunstpädagogik“, als welche KEKS (1968-1972) im zeitgenössischen Diskurs rezipiert wurde, steht neben dem einflussreichen neuen Fachkonzept der „Visuellen Kommunikation“ und einer umfassend verstandenen „ästhetischen Erziehung“. Die vorliegende „qualitative Rekonstruktion“ will durch Quellenstudium, Interviews und Praxis-Dokumentation Tiefenschärfe herstellen: Gerade durch den offenen „Collage“-Charakter von KEKS werden Impulse und Theorien sichtbar, die in der Zeit virulent waren: Neben der Studentenbewegung und aufkommenden Bürgerbewegungen waren dies kritische Gesellschaftsdiskurse, aktuelle Kunstentwicklungen und ein erweitertes Verständnis von Kultur („Soziokultur“). KEKS wird in der Fachgeschichte verortet, mit einem ideengeschichtlichen Rückblick auf Konzepte mit politisch-emanzipatorischer Dimension (etwa die Kunsterzieherbewegung und die Demokratieerziehung John Deweys).

Der historische Rückblick kann das „Heute“ befruchten: Was hat sich aus den innovativen Impulsen der Kunstpädagogik entwickelt? Wie „kritisch“ reflektiert diese heute ihre Funktion in einer zunehmend auf die Ökonomie hin ausgerichteten Schule (und Gesellschaft)? Und nicht zuletzt schärft das „Modell“ KEKS das Bewusstsein für Fragen politischer Einflussnahme durch Initiativbildung und Selbstorganisation.

Der Anhang mit im Buch aufgeführten historischen Dokumenten steht in Lesequalität (3 Teile) zur Verfügung (pdf; höhere Auflösung auf Nachfrage). Eine Vervielfältigung und ein Abdruck sind untersagt, Anfragen richten Sie bitte an den Verlag.
KEKS_Anhang_Inhaltsverzeichnis.pdf
KEKS_Anhang_1_(1-9).pdf
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Erratum
Interview Diel
 

Inhaltsverzeichnis

1 Zur Einführung


2 Aufbrüche der Kunstpädagogik Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre im Spiegel fachgeschichtlicher Entwicklungen des 20. Jahrhunderts


2.1 Historischer Rückblick: Ausgewählte Positionen vom frühen 20. Jahrhundert bis in die 1960er Jahre
2.1.1 Reformbewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts – Kunsterzieherbewegung, Reformpädagogik und der
»musische« Gedanke
2.1.2 Demokratieerziehung – ein Blick über Deutschland hinaus
2.1.3 Nach 1945: der Rückgriff auf eine musische (Kunst-)Erziehung
2.1.4 Reinhard Pfennig und Gunter Otto: »Bildende Kunst« als wissenschaftlich-didaktisch begründetes Unterrichtsfach

2.2 »1968« und die Kunstpädagogik – Entwicklungen, Diskurse und neue Konzepte
2.2.1 Schule als Ort institutionalisierter Bildung in der jungen bundesrepublikanischen Demokratie
2.2.2 Diskursrelevante Theorien zu Gesellschaft, Ästhetik, Kunst und Medien
2.2.3 Die Kritik am Bestehenden – gegen eine musische Kunsterziehung und das Konzept »Kunstunterricht«
2.2.4 Versuche einer radikalen Revision des Faches ab 1969/70
2.2.4.1 Die Forderung: ein neues Schulfach »Visuelle Kommunikation«
2.2.4.2 Der Entwurf einer »ästhetischen Erziehung«
2.2.4.3 »Aktionistische Kunstpädagogik«
2.2.5 Anmerkungen zur weiteren Entwicklung des kunstpädagogischen Diskurses


3 Explikation der Forschung zur Gruppe KEKS

3.1 Von heute aus: Rezeption von KEKS, Forschungsstand und Forschungsfragen
3.1.1 Rezeption und Bewertung in Kunst- und Kulturpädagogik
3.1.2 KEKS als »Ursprungsimpuls«. Selbst-Theoretisierung und Kontextualisierung ehemaliger Protagonisten
3.1.3 Forschungsinteresse und Forschungsfragen

3.2 Verwendete Quellen und methodische Zugangsweisen

3.3 Die Experteninterviews: Auswahl des Personenkreises, Fragenhorizont, Durchführung und Auswertung


4 »Prinzip KEKS« und »Prinzip Aktion« – Annäherungen und Rekonstruktionen

4.1 Annäherungen an KEKS
4.1.1 Der Name
4.1.2 Die Gruppe KEKS – Selbstbeschreibungen im Rückblick

4.2 Sichtbar werden im Fachdiskurs. Theoretische Standortbestimmungen 1970 / 1971
4.2.1 KEKS-Themenheft der BDK-Mitteilungen (1971)
4.2.2 »Manyfold Paedaction« – Schlüsselpublikation mit Aufforderungscharakter (1970)

4.3 Arbeitsformen und Strategien: Gruppen, Initiativen und Vernetzung in München
4.3.1 Der »Arbeitskreis Denkstrukturen«
4.3.2 Gewerkschaftliche Organisation: Gründung der »Fachgruppe Kunst- und Werkerziehung« (GEW) als alternative Fachvertretung
4.3.3 Zum »Agieren im System« als künstlerisch-spieltheoretische Strategie und über die Beziehung zur Kunst. Ergebnisse aus den Interviews

4.4 Auswirkungen und Folgeentwicklungen von KEKS

4.5 Kriterien zur Auswahl der Aktionen und Projekte


5 Die aktionistische Praxis – Dokumentation

5.1 Der Impuls aus der »Kerngruppe« heraus – Studium und Ausbildung
5.1.1 Im Rückblick: Akademiestudium und Referendariat in Bezug auf (kunstpädagogische) Theorie
5.1.2 Unterrichtsexperimente und erste theoretische Positionierungen
5.1.3 Am Beispiel Fridhelm Klein: Filmarbeit im Kunstunterricht
5.1.4 Erste Anstellungen als gymnasialer Kunsterzieher in München und Nürnberg – Anmerkungen zu den Bedingungen in den beiden Städten

5.2 Mit KEKS-Aktionen Bewusstsein bilden und Veränderung erproben
5.2.1 Frans Hals-Aktion (1969): »Elitekunst für Privilegierte« statt »Bildung für alle«?
5.2.2 Spielraum für Kinder in der Stadt: Flugblattaktion und Kinderdemonstration in München (1970)
5.2.2.1 Flugblattaktion: Kinderspielplatz. KEKS im »Aktionsraum 1«
5.2.2.2 »Am Hasenbergl demonstrieren 70 Kinder für bessere Spielplätze«

5.3 Mit SchülerInnen den Schulkontext verlassen – »Real-Räume« als »Spielräume«
5.3.1 Kunstpädagogik als offener Prozess in einer Münchner Abbruchvilla – das Projekt Möhlstraße (1968/69)
5.3.2 »KEKS-Aktionswochen« in München und Nürnberg (1969)
5.3.2.1 KEKS-Aktionen München
5.3.2.2 KEKS-Aktionen Nürnberg
5.3.3 »Ein Sommernachtstraum« – KEKS-Aktion auf dem Marktplatz Ingolstadt (1970)
5.3.4 »Aktionsraum IKI« auf der Kunstmesse in Düsseldorf 1972: die partizipative Entwicklung eines Kunstmarktspiels

5.4 Aktionistische Kunstpädagogik im Kontext Schule – über Spielräume und ihre Grenzen
5.4.1 Hans Mayrhofer – Zweigschuleinsatz in Dillingen (1969/70)
5.4.2 Michael Popp – »Smog-Aktion«. Protest im öffentlichen Raum (1970)
5.4.3 Richard Penn – »Aktion« statt Unterricht (1969-1971)
5.4.4 KEKS als Impuls für junge KunsterzieherInnen: Experimente mit Aktionen von Wolfger Pöhlmann in Nürnberg

5.5 »Aktionsräume« im Kontext von Kunstausstellungen
5.5.1 Der Nürnberger Aktionsraum und das »Prinzip Aktionsraum« (1969/70)
5.5.2 Von der Kunstaktion zur pädagogischen Aktion – »Auf der 35. Biennale in Venedig 1970 initiiert Paed-Aktion die Konfrontation von Kunsterziehung und kultureller Kunst«

5.6 Vermittlung von KEKS durch Aktion: Tagungsbeiträge
5.6.1 Modellpraxis vor Ort. Kunsterziehertagung Recklinghausen (1970)
5.6.2 Visuelle Konsumwerbung als Medium zur Kommunikation – KEKS auf dem Kongress »Kunst + Kind« in Wien (1972)

5.7 Der Start der Spielaktionen: die Aktion am Münchner Johannisplatz 1971 als Wendepunkt


6 Schlussbetrachtung


Bibliografie
Internetquellen