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ErkenntnisGestalten

Über die allmähliche Verfertigung der Erkenntnisse im bildnerischen Tun

Schriftenreihe KREAplus
Band 6, München 2015, 573 Seiten
ISBN 978-3-86736-436-2
29,80 EUR
inkl. gesetzl. MWSt - ggfs. zzgl. Porto und Versand
 

Produktbeschreibung

Kunstunterricht leistet einen besonderen Bildungsbeitrag, den weder ein Gestaltungs- noch ein Bildunterricht im Blick hat, so die Grundannahme dieser Studie. Bildnerisches Handeln, das sich in seinen Grundprinzipien am Feld der Kunst orientiert, vermag einen spezifischen Erkenntnismodus freizusetzen, der auf anderem Weg nicht zu haben ist. Es ist ein Denken im Entwurf, das uns zugleich mit uns selbst und der Welt in einen engen Kontakt bringt, ohne in den erstarrten Formen der Konventionen zu gerinnen.

Warum erkennen wir, wenn wir gestalten und welche spezifische Gestalt nehmen, unsere Erkenntnisse an? Wann ändern sich Sichtweisen, wann wechselt der Darstellungs- und Denkmodus vom begrifflichen zum bildhaften oder gar künstlerischen Denken? Und welcher didaktischen Leitlinien bedarf es dazu? Anhand von Fallbeobachtungen wird die allmähliche Verfertigung der Erkenntnisse im bildnerischen Tun nachgezeichnet und im Rückgriff auf das theoretische Fundament geklärt.

Letztlich zielen die Ausführungen auf eine Sinnbestimmung künstlerischer Bildung im schulischen Kontext und darüber hinaus.
 

Inhaltsverzeichnis

Danksagung – 11
Vorwort –13

I. Ansichten, Einsichten, Reflexionen – Hermeneutische Erschließung – 16

Einleitung – 17

1 Grundlagen zum Erkenntnisbegriff – 25
1.1 Begriffsklärung: Suche in einem unübersichtlichen Feld – 25
1.1.1 Kognitiv – nicht-kognitiv? – 25
1.1.2 Blickwinkel und Verständnisse – 26
1.1.3 Linguistic Turn: Sprache und Wirklichkeit – 27
1.1.4 Die Operationen des Erkennens: biologisch-genetische Ansätze und Konstruktivismus – 28
1.1.5 Iconic Turn – 31
1.6.6 Bild und Begrifflichkeit – 32
1.1.7 Diskursbereitschaft – 33
1.1.8 Unterm Strich: Schwerpunktverschiebungen zwischen Wissen und Gewissheiten – 35
1.1.9 Zur Wechselwirkung zwischen Erkenntnisbegriff und Erkennen – 36
1.1.10 Paradigmen – 38
1.2 Perspektiven, Zuschnitte und Verkürzungen: zur Genese eines Begriffsverständnisses – 39
1.2.1 Dualismus zwischen Idee und Welt – 39
1.2.2 Nur den Sinnen ist zu trauen – 40
1.2.3. Positivistische Doktrin und Hierarchie der Geistesleistungen – 41
1.2.4 Schöne, neue Welt(-sicht)? – 43
1.2.5 Kritik am Wissenschaftsverständnis – 46
1.2.6 Und trotzdem: Materialismus und Begriffsenge? – 48
1.2.7 Zwischenresümee – 50

2 Erkenntnis als Thema der Kunstpädagogik – 53
2.1 Praxis und Diskurs der Rationalitäten im Kunstunterricht – 53
2.1.1 Ästhetische Rationalität – 53
2.1.2 Kritik am Begriff der ästhetischen Rationalität – 55
2.1.3 Zwischen den Polen – 57
2.1.4 Verbindung der Pole – 58
2.1.5 Ästhetisch-aisthetische Erziehung – 59
2.1.6 Ästhetisches Denken jenseits instrumenteller Zugriffe – 60
2.1.7 Emotion als Kognition – 62
2.1.8 Sinn entdecken und Sinn entwerfen als Erkenntnismoment im Kunstunterricht – 62
2.2 Empirische Studien zur Frage nach Erkenntnismöglichkeiten im Kunstunterricht – 64
2.2.1 Transferforschung – 64
2.2.2 Denkmuster des praktischen Kunstunterrichts und Artful thinking – 65
2.2.3 Vom Nutzen der Künste und des Kunstunterrichts – 66
2.2.4 Neuronale Netze verdichten sich durch künstlerische Betätigung – 67
2.3 Die Bildwissenschaft als Bezugsdisziplin der Kunstpädagogik – 68
2.3.1 Denken im unscharfen Kontinuum – 69
2.4 Überleitung: Ist mit Kant und Schiller alles gesagt? Hypothese zur Ausgangslage – 70
2.4.1 Von Hüten und Schlangen oder die Bedrohung des bildhaften Denkens – 70

3 Symbolbildung als Erkenntnisprozess - Darstellung und Überlegungen zu Ernst Cassirers Philosophie der symbolischen Formen – 77
3.1 Der erkennende Geist ist symbolbildend – 77
3.2 Von Siegeln, Abdrücken und Siegelschnitzern: der Akt der Symbolbildung 81
3.2.1 Vom Substanz- zum Funktionsbegriff – 86
3.2.2 Bedeutungs-Akte im kulturellen Kontext – 89
3.2.3 Wahrnehmung als schöpferischer Akt – 91
3.2.5 Symbolisch strukturierte Zusammenhänge – 97
3.3 Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind. – 99
3.3.1 Kritische Zwischenbilanz – 100
3.4 Die Grenzen meiner Symbole sind die Grenzen meiner Welt – 103
3.4.1 Gestalt und Symbolbildung – 104
3.4.2 Ding, Gegenstand, Weltbeziehung – 108
3.4.3 Sprache und Sprachformen – 109
3.4.4 Begriff und theoretische Erkenntnis – 110
3.4.5 Artikulationsformen und Sichtbarkeiten, Grenzen der vermittelten Welt? – 112
3.5 Symbole als Vermittler zwischen Innen und Außen, zwischen dem Individuum und der Welt – 115
3.5.1 Pluralität der Wirklichkeitsentwürfe – 115
3.5.2 Die ordnungsstiftende Kraft der Gestaltung – 117
3.5.3 Sinngebung als subjektiver Akt im sozialen Kontext – 120
3.5.4 Grenzenloser Subjektivismus oder personale Form des Erkennens? – 122
3.5.5 Symbolisierung als Ermächtigung – 124
3.6 Die kulturelle Existenz des Menschen – 129
3.6.1 Der Preis der Autonomie – 129
3.6.2 Die gemeinsame Welt – 135
3.6.3 Das (Anders-)Sein der Form – 143
3.6.4 Die subjektive Welt: Rettung des Individuellen im Feld des Allgemeinen – 147

4 Die lebendige Gestalt der Erkenntnis im Feld der Kunst – 153
4.1 Die andere Seite – 153
4.1.1 Erkennen geht über Begreifen hinaus – 153
4.1.2 Präsentative und diskursive Symbole – 158
4.2 Merkmale der künstlerischen Erkenntnis – 164
4.2.1 Kunst als Sphäre der Welterzeugung – 164
4.2.2 Vom anderen Blick: Kunst und Wissenschaft – 171
4.2.3 Kunst als personale, fluide Erkenntnisform – 175
4.3 Kunst als symbolische Form – 187
4.3.1 Aspekte der Lebendigkeit – 187
4.3.2 Panofskys Begriff der symbolischen Form – 191
4.3.3 Kunst als Sprache intuitiver Symbole – 193
4.3.4 Poiesis als gestaltgebende Kraft des Mythos und der Kunst – 196
4.3.5 Das Prinzip der Präsenz – 201
4.3.6 Was zum Ausdruck kommt – 207

5 In Fühlung denken und erkennen – zum Verhältnis von Emotion und Kognition im Feld der Kunst – 215
5.1 Aspekte und Beobachtungen zu den unscharfen Begriffen »Gefühl« und »Emotion« – 215
5.1.1 Physiognomie und Gefühlswellen – 216
5.1.2 Gefühle als Entscheidungshelfer und Bewertungsgrundlage – 219
5.1.3 Vorgefühle, Ahnungen und Gewissheiten – 221
5.1.4 Komplementäre Gefühlslagen – 224
5.1.5 Kunstwerke als Verkörperungen intensiver Gefühle – 226
5.2 Feeling and Form – Verbindung von Emotion und Kognition im präsentativenSymbol – 228
5.2.1 Symbolstrom – 228
5.2.2 Formgefühl – 230
5.2.3 Ausdrucksqualität und Formsinn – 232
5.2.4 Gefühl und Intuition – 233
5.2.5 Ästhetische Emotion – 235
5.3 Gefühlsbild und Bildidee – 243
5.3.1 Die Grundströmung des Fühlens – 246

6. Der Leib und die Sinne – die ästhetische Gestalt der Erkenntnis im Feld der Kunst – 249
6.1 Zwischen sinnlicher Welt und Weltbild – 249
6.2 Die sinnliche Struktur der Erkenntnisgestalten – 253
6.2.2 Was dem Auge ein-ge-bildet ist oder die Suche nach dem unschuldigen Künstlerauge – 263
6.2.4 Zufälle, Einfälle und Wahrnehmungsstrategien – 278
6.2.5 Zwischenresümee: Empfindungen sind die Materie der Anschauung – 290
6.3 Mein Leib, das ist mein Gesichtspunkt für die Welt – 297
6.3.1 Körper und Gehirn: Einverleibung und kognitive Struktur – 297
6.3.2 Between the lines – 305
6.3.3 Der ästhetische Logos der Welt: oder wie sich das Sein der Dinge ausspricht – 313
6.4 Der Leib als existenzieller Untergrund der Symbolfunktion – 322
6.4.1 Spiegelungen und Untergründe – 322
6.4.2 Der Leib als Bewertungs- und Bedeutungsinstanz – 325
6.4.3 Bezugsformen zur Leiblichkeit – 327
6.4.4 Materialität und leibliche Dynamik – 337
6.5 Künstlerische Tätigkeit als leibliches Handeln und Verstehen – 342
6.5.1 Sinnliche Annäherung und Welthaltigkeit – 342
6.5.2 Kunst und Können: Die Erweiterung des Leibschemas im künstlerischen Tun – 346
6.6 Leib, Handschrift und Habitus – 362
6.6.1 Handschrift: Die Leiblichkeit hinterlässt Spuren – 362
6.6.2 Habitus: Haltung und Verhalten als individuelles gestaltbildendes Moment – 364
6.7 Aus- und Einstrahlung des Sinnlichen – 367
6.7.1 Atmosphäre als gesamtleibliches Geschehen – 367
6.7.2 Am Beispiel Farbe – 370
6.7.3 Am Beispiel: Raum und Richtung – 378
6.7.4 Körperraum und Ausdrucksgeste – 385

Zwischenresümee – 391

II. Welt ist alles, was der Fall ist – Qualitative empirische Studie – 398

1. Grundsätzliches – 399
1.1 Vorbemerkung – 399
1.2 Forschungsfokus – 401
1.3 Erhebung und Aufbereitung der Daten – 405
1.3.1 Phänomenologische Prozessanalyse – 405
1.3.2 Bildmaterial – 406
1.3.3 Fragebogen und Interview – 408
1.3.4 Datenaufbereitung – 410

2 Fallstudie Judith – 413
2.1 Lesehinweis – 413
2.2 »Idyllen und Abgründe: das Sissi-Buch« – 413
2.2.1 Projekttagebuch zum ersten Projekt – 413
2.2.2 Das Goldene Sissi-Buch – 427
2.3 Das kleine goldene Buch der Themensuche – 430
2.4 Das Projekt »Tagträume« – 434
2.4.1 Das Projekttagebuch »Tagträume« – 434
2.4.2 Das Projektergebnis »Tagträume« – 443
2.4.3 Zusammenfassung zum Projekt »Tagträume« – 444
2.5 Resümee – 446
2.5.1 Zwischen Klischee und individualisierter Vorstellung – 446
2.5.2 Ideengenese lernen: das Projekttagebuch als Methode – 447
2.5.3 Struktur und Ordnungsmomente des Wortes und des Bildes – 449
2.5.4 Fertigkeit, Verständnis, Spielraum – 450
2.5.5 Zur eigenen Bildsprache finden – 451

3 Fallstudie Olivia – 453
3.1. Lesehinweis – 453
3.2 Idyllen und Abgründe – 453
3.2.1 Projekttagebuch zum ersten Projekt – 453
3.2.2 Endergebnis – 465
3.3 Zweites Projekttagebuch »Tagtraum« – 466
3.3.1 Zusammenfassung zum zweiten Projekt – 475
3.4 Drittes Projekttagebuch (Facharbeit) »Mimik« – 478
3.5 Resümee – 490
3.5.1 Zwischen Klischee und individualisierter Vorstellung – 490
3.5.2 Ideengenese lernen: das Projekttagbuch als Methode – 491
3.5.3 Strukturen und Ordnungsmomente des Wortes und des Bildes – 492
3.5.4 Fertigkeit, Verständnis, Spielraum – 493
3.5.5 Zur eigenen Bildsprache finden – 495

4 Rückschlüsse, Annahmen und Konsequenzen aus den Fallstudien – 497
4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse – 497
4.2 Didaktische Reflexionsmomente und Unterrichtsprinzipien – 499
4.2.1 Prozesshaftes Arbeiten initiieren – 499
4.2.2 Entwicklungsszenarien begleiten – 503
4.2.3 Zur individuellen Bildsprache ermutigen – 507
4.2.4 Bilder sprechen lassen – 509
4.2.5 Widerstände des Materials konstruktiv nutzen – 511
4.2.6 Kunstfertigkeit zur Basis machen – 514
4.2.7 Das Projekttagebuch als Logbuch der Ideengenese – 519
4.3. Ausblick: Symbolbildung. Formbildung. Menschbildung – 523
4.3.1 Kunstunterricht als Raum der personalen Welt- und Selbstbegegnung – 523
4.3.2 Kunstunterricht als Raum offener Fragen – 525
4.3.3 Kunstunterricht als Raum zwischen Innen und Außen – 528
4.3.4 Kunstunterricht als Möglichkeits- und Freiheitsraum – 532

Literatur- und Quellenverzeichnis – 535
Abbildungsverzeichnis – 568
Tablellenverzeichnis – 573