Kunstpädagogik

cover

Bilder - Blicke - Reflexion

Auslegungen fotografischer Bilder als professionsspezifische Reflexionspraxis in der künstlerischen Lehrer_innenbildung

München 2022, 489 Seiten
ISBN 978-3-96848-062-6
27,80 EUR
inkl. gesetzl. MWSt - ggfs. zzgl. Porto und Versand
 

Im Verlagsprogramm unter

Produktbeschreibung

Ausgangspunkt der Studie Bilder - Blicke - Reflexion ist die für pädagogisches und insbesondere kunstpädagogisches Handeln konstitutive Herausforderung, sich als Lehrperson absichtsvoll auf ein unvorhersehbares Geschehen und auf Schüler_innen als unverfügbare Andere einzulassen. Dies führt in der Lehrer_innenbildung zu der Frage, wie die Reflexion dieses Zusammenhanges hochschuldidaktisch unterstützt und begleitet werden kann. Vor bildungsphilosophischem und phänomenologischem Theoriehintergrund wird im Feld der Kunstpädagogik ein konkretes hochschuldidaktisches Setting zur bildgestützten Reflexion des beschriebenen Konnex entwickelt, erprobt und über das Fach hinausgehend grundlagentheoretisch diskutiert. Die Studie zeigt, dass sich fotografische Bilder in besonderer Weise anbieten, um gemeinsam mit Studierenden den Mehrdeutigkeiten, Widersprüchen und Komplexitäten auf die Spur zu kommen, die in (kunst-)pädagogischen Situationen - teilweise unbemerkt - wirksam sind. Wortwörtlich gerät mithilfe fotografischer Bilder Hintergründiges, Randständiges und Unscharfes im Nachhinein in den Blick und wird einer verweilenden, behutsamen Betrachtung zugänglich. Im Arrangieren der Bilder auf einer Fläche, im Wahrnehmen von Bildzwischenräumen und im Entstehen neuer zeitlicher Bezüge lassen sich verschiedene Perspektiven auf das Unterrichtsgeschehen in Beziehung setzen: der eigene Blick auf die Anderen und der Blick der Anderen.
Entgegen des Verständnisses von Reflexion als didaktische Problemlösung wird in dieser Arbeit Reflexion als eine responsive Praxis diskutiert, die dem Eingebundensein als (angehende) Lehrperson in das Unterrichtsgeschehen und damit auch der Unverfügbarkeit und Fremdheit der Anderen besondere Aufmerksamkeit schenkt.
 

Inhaltsverzeichnis

ÜÄß" Prolog

Einleitung


1. Lehren als responsive Praxis – Beschreibung der Ausgangslage aus professionstheoretischer Perspektive


1.1 Unverfügbares als konstitutives Moment von Lern- und Bildungsprozessen
— Empfänglich sein für das Neue: Lern- und Bildungsprozesse als Widerfahrnis
— Lernen zwischen Pathos und Response
— Lernen als Erfahrung
— Ästhetische Bildungsprozesse und das Unverfügbare

1.2 Zur Unverfügbarkeit des Lehrens
— Schüler_innen als »weißer Fleck« von Lehrenden?
— Verunsicherung, Unbehagen und Angst: Unverfügbares und Affektion
— Affekt und Sinn
— Das Unentscheidbare in pädagogischen Entscheidungen

1.3 Pädagogische Ansprüche: Den Raum für das Unverfügbare offen halten
— Pädagogisches Handeln in Zwischenräumen von Planung und
Unverfügbarem
— Die Bereitschaft, sich auf das gegenwärtige Geschehen einzulassen
— Raum für das Unverfügbare offen halten: ein Auftrag für die Lehrer_innenbildung


2. Wahrnehmung und Reflexion der pathischen Seiten des Lehrens — Ein pädagogisches Handeln unter Kontingenzbedingungen hochs chuldidaktis ch anbahnen

2.1 Unvorhersehbares verlangt nach Reflexion? – Einführende Überlegungen zum Konnex von pädagogischer Praxis und Reflexion

2.2 Vorstellungen von Reflexion
2.2.1 Reflexion: Annäherungen an einen in der Philosophie tradierten Begriff
— Zwei Bedeutungsebenen
— Reflexion als Entzweiung von ›Ich‹ und ›Welt‹
— Reflexion in der Verwobenheit von ›Ich‹ und ›Welt‹
2.2.2 Reflexion als aktuelles Thema in der Lehrer_innenbildung: Konzepte und Tendenzen
— Reflexion als aktueller, aber unscharfer Begriff in der Lehrer_innenbildung
— Reflexion und Standards pädagogischer Professionalität
— Zum Anlass von Reflexionsprozessen
— Methoden der Reflexion und der darin verborgene Blick auf den Anderen
— Reibungspunkte: Kritische Anmerkungen

2.3 ›Andere‹ Formate der Reflexion
— Erinnerungsbilder als reflexiver Zugang zur eigenen pädagogischen Praxis
Auszug (83), Im Erinnern eine Aufmerksamkeit für das Singuläre und Unverfügbare entwickeln (84), Erinnern als spezifischer Modus der Reflexion (85), Von der »Anschauung « zur »Anschaulichkeit« (88), Zur intersubjektiven Selbstverortung der reflektierenden Lehrperson (90)
— Vignetten als reflexiver Zugang zu pädagogischer Praxis
Beispiel einer Vignette (93), Anmerkungen zum Begriff und zu Zielvorstellungen (94), Vignetten schreiben (96), Vignetten lesen (99)

2.4 Erinnerungsbilder und Vignetten: Methodologische Parameter einer erfahrungsorientierten Reflexionspraxis
2.4.1 Differenzen
2.4.2 Berührungen beider Formate
— Zum Perspektiviert-Sein der Reflektierenden: Wahrnehmung als Zugang zum pädagogischen Geschehen in seiner Responsivität
— Vergegenwärtigung und Verdichtung
— Narrative Empirie
— Bildhaftigkeit (sprachlich)

2.5 Zwischenüberlegungen und Überleitung zum Verhältnis von Reflexion und Bild


3. Den pathischen und unerwarteten Seiten pädagogischer Praxis mit fotografischen Bildern auf die Spur kommen – Methodologis che Grundlegung

3.1 Bildung kommt nicht ohne Bilder aus – einführende Überlegungen

3.2 Blow Up: Beschreibung einer Filmszene

3.3 Das fotografische Bild als Spur von Wahrnehmungen (Flusser)

3.4 Das Erscheinen eines unvorhersehbaren Ereignisses durch den Apparat
(Alloa, Schürmann)

3.5 Blickumkehr: Der Anblick des Bildes als Anlass ästhetischer Wahrnehmung (Mersch)
— Das Bild als ästhetisches Medium
— Rahmung
— Der Chiasmus von zeigen und sich zeigen
— Bilder als Spuren des Anderen

3.6 Fotografische Bilder als spurhafte Phänomene

3.7 Überleitung: Von der Theorie zur Empirie


4. Empirische Konstellationen im Zwischenraum von Forschung und Hochschuldidaktik

4.1 Verortung des Forschungsanliegens auf zwei Ebenen: Hochschuldidaktik und Forschung

4.2 Wenn Blicke sich kreuzen: Fotografische Mehrperspektivität als Kern des fotografischen Settings
— Exposures: Perspektiven und Blickverhältnisse und er Arbeit von Barbara Probst

4.3 Darstellung und Begründung des fotografischen Settings
— Kontext: »SCHALTER!« – ein kunstpädagogisches Projekt zu dem Projekt »The Moon in Alabama« von Tobias Rehberger in Münster
— Spezifik des Projektes im Kontext der Forschung
— Im Tandem fotografieren
— Im Tandem fotografieren: zum Forschungsstand

4.4 Angesichts fotografischer Bilder sprechen
— Fotografieren und fotografische Bilder betrachten: Zwei Zeitlichkeiten
— Bildgespräche: Aufbau
— In den Bildgesprächen verwendetes Bildmaterial
— Methodischer Entwicklungsbedarf

4.5 Fotografische Bilder in Beziehung setzen: Mithilfe fotografischer Bilder den pathischen Seiten von Lehr- und Lernprozessen auf die Spur kommen
— Spuren erfordern eine Spurenlese
— Spurenlese
— Fotografische Spurenlese (Barthes)
— Die Haltung der Spurenleser_in angesichts fotografischer Bilder

4.6 Was, wenn nichts trifft? – Markierung einer Stolperstelle

4.7 Mögliche Ebenen einer fotografischen Spurenlese
— Bildlich: Bilder in Beziehung setzen, Bildverkettungen und Bildzwischenräume
— Sprachlich: Der eigenen Affizierung und dem Blick auf das Bildmaterial eine sprachliche Form geben
— Grafisch: Bilder im Gesamtgeschehen zeitlich und räumlich verorten durch grafische Übersetzungen
— Theoretisch: Deutungshorizonte mithilfe theoretischer Bezugnahmen ententfalten

4.8 »Proben« der Bildarbeit: Überleitung zum fünften Kapitel


5. Fallbildung und Bildkonfigurationen

5.1 Fallbildung
— Was wird hier zum Fall? Momente der Berührung und die Brüchigkeit der Erfahrung als Ausgangspunkte der Bildarbeit
— Zur Auswahl des Bildgesprächs
— Sich auf die Perspektive der Studierenden einlassen

5.2 Bildgespräch
— Mit wem wird gesprochen?
— Was kommt wie zur Sprache? Zentralen Themen, Fragen und Problemstellungen
— Wovon erzählt die Studentin zu Beginn des Gesprächs?
— Was kommt in der Eingangssequenz nicht zur Sprache?
— Was gerät in das Blickfeld der Fotografierenden? Skizzierung des Bildmaterials
— Zur unterschiedlichen Dramaturgie von Empirie und Forschungsprozess: Überleitung zu den vier Bildkonfigurationen

5.3 Bildkonfigurationen
5.3.1 »Auf dem Dach« – eine Bildkonfiguration zu Bedeutungen, Herstellung und Transformation von Grenzen und Schwellen in kunstpädagogischen Prozessen
— Kurzporträt und Begründung der Bildkonfiguration
— Der Perspektive der Studentin auf die Spur kommen
— Vertiefende Bildarbeit
— Weiteres Bildmaterial auslegen
— Entstandene Bildkonfiguration im Überblick
— Mögliche Lesarten aufblättern: Grenzen mit »Appeal«
— Zwischenüberlegungen und Überleitung zur zweiten Bildkonfiguration
5.3.2 »Wenn ich da wohnen würde ...« – eine Bildkonfiguration zu unterschiedlichen Raumvorstellungen in (kunst)pädagogischen Prozessen
— Kurzporträt und Begründung der Bildkonfiguration
— Der Perspektive der Studentin auf die Spur kommen
— Vertiefende Bildarbeit
— Weiteres Bildmaterial auslegen
— Entstandene Bildkonfiguration im Überblick
— Zwischenüberlegungen und Überleitung zur dritten Bildkonfiguration
5.3.3 »Die machen nichts« – eine Bildkonfiguration zum Schüler_innenhandeln in ästhetischen Prozessen zwischen Erfahrung und Erledigung
— Kurzporträt und Begründung der Bildkonfiguration
— Der Perspektive der Studentin auf die Spur kommen
— Vertiefende Bildarbeit
— Weiteres Bildmaterial auslegen
— Entstandene Bildkonfiguration im Überblick
— Zwischenüberlegungen und Überleitung zur vierten Bildkonfiguration
5.3.4 »Diese Gruppe mit der Mütze war sehr offen« – eine Bildkonfiguration zum Begriff »Offenheit« als taktile Qualität von (kunst)pädagogischen Prozessen
— Kurzporträt und Begründung der Bildkonfiguration
— Der Perspektive der Studentin auf die Spur kommen
— Vertiefende Bildarbeit
— Entstandene Bildkonfiguration im Überblick
5.4 Bildergeschichten: Querverbindungen zwischen den Bildkonfigurationen
5.4.1 Bildkonfigurationen in einen narrativen Zusammenhang stellen
— Schüler_innen anders wahrnehmen – Schüler_innen als Andere wahrnehmen
— Raum und Leiblichkeit als zentrale Spuren, die zum Anderen und zum pädagogischen Geschehen führen
— Kunstpädagogische Praxis im Spannungsfeld von Planung und Unvorhersehbarkeit
— Im Fotografieren öffnen sich neue Blickweisen auf den umgebenden Raum: Korrespondenzen zur ortspezifischen Arbeit »The Moon In Alabama« (Rehberger)
5.4.2 Bildkonfigurationen in einen medialen Zusammenhang stellen
— Fotografische Bilder auf einer Fläche nebeneinander legen und in Beziehung stellen
— Zur Entstehung und Bedeutung von Bildausschnitten
— Ergänzendes Bildmaterial
— Ein- und zweiperspektivisches Bildmaterial
5.4.3 Bildkonfigurationen in einen performativen Zusammenhang stellen: Zum Verhältnis von Sprechen und Zeigen

5.5 Überleitung: von Bildkonfigurationen zu hochschuldidaktischen Orientierungen


6. Hochschuldidaktische Orientierungen

6.1 Reflexion als relationales Aufmerksamkeitsgeschehen

6.2 Fotografische Bilder auslegen und verknüpfen
— Entstehung zeitlicher Bezüge im Auslegen fotografischer Bilder
— Bilder verknüpfen
— Auslegen fotografischer Bilder im Wechselspiel von Ausbreiten und Anordnen

6.3 Bildgestützte Reflexionsprozesse zwischen Rekonstruktion, Narration und Imagination
— Im Verknüpfen fotografischer Bilder dem Möglichen auf die Spur kommen

6.4 Reflektieren im Zwischen von leiblicher Situierung und medialer Verfasstheit

6.5 Hochschuldidaktische Schnittstellen und Varianten des Formates

6.6 Ausblick und weiterer Forschungsbedarf


Quellen
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Kontaktbögen

Dank