Zeitschrift merz | Einzelhefte

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Produktbeschreibung

Labern Bedeutet nach Pauls „Deutschem Wörterbuch“ einfältig schwätzen. Der Duden lässt auch „labbern“ („wohl zu landsch. Labbe = Mund, Lippe“) zu und übersetzt es dann mit dummes Zeug reden. Zwischen beiden Bedeutungszuschreibungen gibt es aber zumindest graduelle Unterschiede. Der einfältige Schwätzer mag auch sonst zu keiner gesteigerten Einsicht fähig sein, während der, der dummes Zeug redet, dies ganz gezielt tun kann. Dahinter mag auch ein kluger Kopf stecken, der die Köpfe seiner Mitmenschen nur etwas am Denken hindern möchte.
Da informiert mich eine anonyme Stimme nach dem Wetterbericht des ZDF’schen „heute journal“ mit dem Hinweis „Das Wetter präsentierten die Wertpapiermanager der Dresdner Bank“. Wenn die Papierhändler nicht zu dieser Aktion stehen würden, bzw. einen Entschluss dafür nicht gefasst hätten, wären dann die öffentlichen Voraussagen für eines der wichtigsten gesellschaftlichen Unterhaltungsthemen ausgeblieben? Was muss ich dem gerade medienkompetent werdenden Kind, das nach dem Gehalt dieser Aussage fragt, erklären, um Zusammenhänge zwischen Wetter, Wertpapieren und Dresdner Bank herzustellen? Ob dafür Peter Lustig einen Rat weiß?
Der Fußballtrainer Daum ist wieder in der Heimat und gibt nebulöse Statements zu Sinn und Zweck seiner Kokserei. Damit könnte für den Bürger, die Bürgerin der Fall endlich erledigt sein, wenn es nicht Gerhard Mayer-Vorfelder geben würde, der mal für Bildung und Erziehung in Baden-Württemberg das ministerielle Sagen hatte. Er empfiehlt Daum fast zeitgleich mit dessen Erzählungen als positive Figur für die Aktion „Keine Macht den Drogen“! Dazu fällt einem nicht mal mehr eine konterkarierende Pointe ein.
„Vida“ richtet sich an „junge, moderne, selbstbewusste Frauen im Alter zwischen 20 und 49 Jahren“ meint der Bauer Verlag zu seiner neuen wöchentlichen Frauenzeitschrift, deren erster Aufmacher (mit Titelbild) lautet: „Das neue Glück des Medienstars Verona Feldbusch: Hochzeit und ein Baby“. Ein Werbeetat von sieben Millionen Mark begleitet die Einführung dieser Aufklärungsschrift.
Das wären nur die bewährten drei Beispiele alltäglichen aktuellen Sprechens zu und über etwas. Aber wer fordert angesichts dessen eine Sprechkompetenz? Das diffizile Erlernen des Basismediums Sprache wird immer noch der kriecherischen Einfalt der Besinnungsaufsätze überlassen. Und lassen Sie mich das mit Nachdruck betonen: Davon bin ich fest überzeugt. Darauf können Sie sich voll und ganz verlassen.
 

Inhaltsverzeichnis

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> Christian Filk : Netzgestützte Wissenskommunikation
> Dieter Steffen: Multimedia ante portas
> Erwin Schaar: Literaturhinweise zu „Medienwelt und Religion“
> Franz Josef Röll: Mythische Bildmotive in der Werbung
> Josef Lederle: Von Engeln und Teufeln
> Michael Scheibel: Alma mater virtualis
> Norbert Neuß: „Ich wurde offener für die Erfahrungen der Kinder"
> Tom Bette: Lerning by doing...und mehr
> Udo Feist: Besitz und Besessenheit

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> María Luisa Sevillano García: Lernen mit Printmedien
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> Erwin Schaar: Das Trugbild Leitkultur
> Fernand Jung: CD-ROMs zum Nachschlagen und Spielen
> Florian Schneider: Streaming Media - ein Konvergenzmonster?
> Frauke Kofahl: Geschichte zum Hören
> Günther Anfang: Spiele für ältere Kinder
> Heil und Heilung
> Michael Bloech: Gute Laune und viel Gefühl

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> Eike Wenzel (Hrsg.): Ermittlungen in Sachen Tatort
> Helen van Dongen: Robert Flahertys „Louisiana Story“ / Erwin Leiser: Auf der Suche nach Wirklichkeit / Kay Hoffmann (Hrsg.): Trau - Schau - Wem
> Matthias Petzold: Die Multimedia-Familie
> Ute Andresen: Ausflüge in die Wirklichkeit. Grundschulkinder lernen im Dreifachen Dialog

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> Bernd Schorb: Auch geistige Waren brauchen Qualitätsschutz