Kindheit, Jugend und Medien

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Humor im Hörfunk und seine Aneignung durch Kinder und Jugendliche

Eine qualitative Untersuchung

München 2008, 320 Seiten
ISBN 978-3-86736-032-6
19,80 EUR
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Produktbeschreibung

Neben der Betonung, mit einem attraktiven Musikprogramm aufzuwarten, suchen sich viele Hörfunksender als Lieferanten guter Laune zu profilieren. Humor fungiert als Markenzeichen und hat damit programmatischen Charakter. Allerdings, über Humor lässt sich bekanntermaßen trefflich streiten, Amüsement und Betroffenheit liegen nah beieinander. Woran aber lässt sich letztlich festmachen, was wirklich lustig ist?

In ihrer Dissertation setzt sich die Autorin mit dieser Frage auseinander. Die Arbeit beginnt mit einer theoretischen Grundlegung des Humorbegriffs, der in seiner Historie und unter Rekurs auf zentrale theoretische Konzepte entfaltet wird. In einer Verschränkung von Programmanalyse und Kommunikatorbefragung wurden sodann die Inszenierungsstrategien, die kommunikativen Funktionen und Kontextbezüge von Humor in der täglichen Programmpraxis wie auch die zugrunde liegenden subjektiven (Humor-)Theorien der Radioakteure in den Blick genommen. Auf der Grundlage einer umfassenden qualitativen Studie wurde schließlich nachgezeichnet, welche Bedeutung Heranwachsende Humor in ihrem alltäglichen und medialen Alltag beimessen und wie sich das Verständnis und die Beurteilungsfähigkeit gegenüber Humor im Radio und seinen Darbietungsweisen im Verlauf der geistigen und sozialen Entwicklung ausdifferenzieren.
 

Inhaltsverzeichnis

1 Einführung


1.1 Ausgangssituation und Problemaufriss: Gewalt als Komik stiftendes Element im Unterhaltungsprogramm des Hörfunks

1.2 Informations- und Handlungsbedarf: Spaß als wichtiges Nutzungsmotiv des Hörfunks

1.3 Der Stand der Forschung: Die Bedeutung des Hörfunks im Kindes- und Jugendalter

1.4 Das Erkenntnisinteresse und die Fragestellung der Untersuchung

1.5 Der Aufbau des Buches



2 Theoretischer Bezugsrahmen und Ansatz der Arbeit


2.1 Zur Ideengeschichte und theoretischen Fundierung zentraler Begriffe
2.1.1 Humor und Komik als Gegenstand philosophischer Betrachtungen
2.1.1.1 Komik als ästhetisch vermitteltes Lächerliches in Antike und Mittelalter
2.1.1.2 Humor als Zentralwort der Humanität im 18. Jahrhundert
2.1.1.3 Komik als Inkongruenz in idealistischen Ästhetiken des 18./19. Jahrhunderts
2.1.1.4 Humor als subjektive Betrachtungsweise unter dem Einfluss der Romantik
2.1.1.5 Komik als Erstarrung des Lebendigen aus Sicht der Lebensphilosophie
2.1.2 Humor und Komik in den sich ausdifferenzierenden Teildisziplinen des 20. Jahrhunderts
2.1.2.1 Humor als individuelle Bewältigungsstrategie
2.1.2.2 Humor als kognitive Leistung
2.1.2.3 Humor als Spielart sozialer Kompetenz
2.1.2.4 Komik als Textsorte
2.1.2.5 Komik als kommunikatives Handlungsspiel
2.1.2.6 Humor als Interaktionsmodalität
2.1.3 Zusammenfassung und Begriffsbestimmung

2.2 Der Humor von Kindern und Jugendlichen
2.2.1 Humor und psychodynamische Entwicklung
2.2.2 Humor und kognitive Entwicklung
2.2.3 Humor und Sprachentwicklung
2.2.4 Humor und soziale Entwicklung
2.2.5 Zusammenfassung und Folgerungen

2.3 Humor und Komik im Kontext der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen
2.3.1 Comedy-Boom und Spaßgesellschaft
2.3.1.1 Die Ausweitung des medialen Comedy-Angebotes in den 1990er Jahren
2.3.1.2 Erlebnis- und Spaßorientierung als ein markantes Phänomen postmoderner Gesellschaften
2.3.2 Unterhaltung im Blickfeld kommunikations- und medienwissenschaftlicher Forschung
2.3.2.1 Die molare Theorie der Unterhaltung von Werner Früh
2.3.2.2 Das Forschungsprogramm von Dolf Zillmann
2.3.2.3 Unterhaltung im Prozess der Medienaneignung
2.3.3 Kinder und Jugendliche als Komikrezipienten
2.3.3.1 Humor und Komik als Gegenstand medienpädagogisch orientierter Forschung
2.3.3.2 Mediale Komikvorlieben im Verlauf der Kindheit
2.3.3.3 Risikodimensionen im Umgang mit medialer Komik
2.3.4 Zusammenfassung und Folgerungen


3 Ansatz und methodisches Konzept der empirischen Untersuchung


3.1 Das Ziel und die Fragen

3.2 Der Ansatz der Untersuchung: Das ‚Kontextuelle Verstehen der Medienaneignung’

3.3 Der Aufbau der Untersuchung

3.4 Die Analyse des Programmangebotes: Kombination von Befragung und Inhaltsanalyse
3.4.1 Die Auswahl und Erhebung des Programmangebotes
3.4.2 Die Analyse des Programmangebotes
3.4.2.1 Die Kommunikatorbefragung
3.4.2.2 Die qualitative Inhaltsanalyse

3.5 Die Analyse der Aneignungsprozesse
3.5.1 Schritt 1: Die Gruppenerhebung
3.5.2 Schritt 2: Die Erhebung der Einzelfälle
3.5.3 Schritt 3: Die ‚Radiowerkstatt’ als handlungsorientierte Methode
3.5.4 Schritt 4: Die Schulprojekttage: kreative Zugänge und teilnehmende Beobachtung
3.5.5 Das Auswertungs- und Interpretationsverfahren


4 Komikangebote im Hörfunk – Die Ergebnisse von Kommunikatorbefragung und Programmanalyse


4.1 Humor und Komik aus Sicht der Programmverantwortlichen
4.1.1 Der Stellenwert von Humor und Komik in der Programmgestaltung
4.1.1.1 Spaß als positives Erlebnisangebot
4.1.1.2 Sympathietransfer und Aufmerksamkeit durch Humor und Komik
4.1.1.3 Comedy-Angebote als Marken zur Hörerbindung
4.1.1.4 Moderatoren als zentrale Träger von Humor im Radio
4.1.2 Die Hörer aus Sicht der Programmverantwortlichen
4.1.2.1 Marktstudien und Fokusgruppen als zentraler Orientierungsrahmen
4.1.2.2 Subjektive Theorien über das Humorverständnis der Hörer

4.2 Humor im Hörfunk – Strategien, Funktionen und Kontextbezüge
4.2.1 Moderatoren als Entertainer und Comedians
4.2.2 Das Spiel mit sozialen Konventionen: Klatschgeschichten
4.2.3 Hyperstilisierungen: Komische Gestalten
4.2.4 Konversationelle Komik: Rollenverteilung und Rederechtsstruktur
4.2.5 Die Inszenierung unernster Konflikte: ‚Joking Relationship’
4.2.6 Komik als Orientierungsimpuls: Phantasiekonstruktionen
4.2.7 Kuriose Geschichten: ‚Radio Call-Ins’
4.2.8 Interaktive Sendeelemente: Spaßbeschimpfungen

4.3 Zusammenfassung und Folgerungen


5 Komikangebote im Hörfunk aus der Perspektive von Kindern und Jugendlichen – Die Ergebnisse der Aneignungsstudie


5.1 Die Altersgruppe der Acht- und Neunjährigen: Sinnsuche im Unbekannten
5.1.1 Radiohören als Familienritual
5.1.2 Reime und Witze als vertraute Formen der Sprachkomik
5.1.3 Situierung in der Welt der Großen und Kleinen
5.1.4 Spaßärgern als Spiel zwischen Annäherung und Distanz

5.2 Die Altersgruppe der Zehn- und Elfjährigen: Radiokomik im Spannungsfeld von Tabu und Verbot
5.2.1 Radiohören vor der Folie präadoleszenter Jugendorientierung
5.2.2 Komische Schimpfworte und Anspielungen als Experimente mit erlernten Sprachstandards
5.2.3 Abgrenzung von Autoritäten auf der sozialen Bühne Peergroup
5.2.4 Auslachen als soziales Klassifizierungsspiel

5.3 Die Altersgruppe der Zwölf- bis Vierzehnjährigen: Zwischen Vergnügen und Schmerz
5.3.1 Das Radio als Quelle jugendrelevanter Informationen
5.3.2 Jugendsprache als Geheimcode und Zugehörigkeitssymbol
5.3.3 Krisenexperimente und Wirklichkeitsentfremdungen als Spiel mit sozialen Konventionen
5.3.4 Spaß als Gewalterfahrung

5.4 Die Altersgruppe der Fünfzehn- und Sechszehnjährigen: Coolness statt Mainstream
5.4.1 Radiohören als Alltagsphänomen
5.4.2 Vom Mainstream zur Szene
5.4.3 Humor als Mittel der Selbstpräsentation und Fremdeinschätzung
5.4.4 Aggressiver Spaß als selbstverständlicher Bestandteil in Gesellschaft und Medien

5.5 Zusammenfassung


6 Zusammenfassung und Ausblick


6.1 Anlass, theoretischer Bezugsrahmen und Untersuchungsdesign der Studie

6.2 Komikangebote im Hörfunk – Die Ergebnisse von Kommunikatorbefragung und Programmanalyse

6.3 Komikangebote im Hörfunk aus der Perspektive von Kindern und Jugendlichen – Die Ergebnisse der Aneignungsstudie

6.4 Perspektiven für Forschung und Praxis


Literatur
Anhang