Kulturelle Bildung
BIOGRAFIEren auf der Bühne
Theater als Soziale Kunst I
Schriftenreihe Kulturelle Bildung
vol. 48, München 2020, 215 Seiten
ISBN 978-3-86736-448-5
Produktbeschreibung
Lebensgeschichtliche Kommunikation zu Lebens(ver)läufen, -lagen und -themen eines Theaterensembles zu inszenieren, ist eine facettenreiche Kunst. Insbesondere in theaterpädagogischen Zusammenhängen wird sie als Biografisches Theater bezeichnet. Der Band beleuchtet diese Begrifflichkeit aus theater-, kultur- und sozialwissenschaftlicher Perspektive.
Biografisches Theater wird dabei nicht als Genre verstanden, sondern als Kommunikations- und Herstellungspraxis auf den sozialen, medialen und theatralen Bühnen des Lebens.
In der Publikation wird dabei eine Akzentverschiebung von Biografie als Ergebnis einer Darstellung hin zum Prozess des Biografierens (»doing biografy«) vorgeschlagen. Neben dem, was als Biografie auf der Bühne erscheint, geht es dann vor allem um die produktionsästhetische Frage: Wer biografiert wen, warum und vor allem wie im Theater?
Das Buch ist Teil der Trilogie Theater als Soziale Kunst. Neben BIOGRAFIEren auf der Bühne erschienen bereits die Bände PARTIZIPATION: teilhaben/teilnehmen (2017) und Forschendes Theater in Sozialen Feldern (2018).
Das an dieser Stelle zu besprechende Buch lärmt – als Auskunft über Forschung – im positiven Sinne: Das tut es sicher auch als Absteckung eines wissenspolitischen Claims, welcher sich an der Dekonstruktion bzw. der „systematischen Auflösung des Begriffscontainers „Biografisches Theater“ abarbeitet. Es möchte damit den Beweis antreten, dass es die Herstellungs- und Wahrnehmungsmechanismen des Theaters sind, die der identitätspolitischen bzw. neoliberal geprägten Notwendigkeit, ein Ich marktschreierisch als Biografie zu behaupten und sich dabei an Nachfrage und Anerkennung zu orientieren, etwas entgegensetzen können. ...
Für den Transfer in eigene (schul-)theaterpädagogische Praktiken bieten die Einzelbeiträge eine Fülle an Systematisierungen und konkreten Fragen (v. a. die Aufforderung zur Selbstbefremdung angesichts der biografischen Fremdheit eines Gegenübers im Beitrag von Herrbold), die eine Spielleitung an sich, die Mitwirkenden und den Prozess stellen kann. Mit Blick auf die dadurch noch zu hebenden Potenziale der Ästhetischen Bildung eignet sich vor allem die dialektische Differenzierung von Biografie erspielen, vorspielen und verspielen, welche Norma Köhler in ihrem Beitrag ausbreitet: Letzteres ermöglicht eine oszillierende Bewegung zwischen der Suche nach einer festen Position und deren inhärenten Möglichkeitsspielräumen bzw. zwischen Faktizität und Fiktionalisierung.
André Studt, Schultheater 44 (2021)
Biografisches Theater wird dabei nicht als Genre verstanden, sondern als Kommunikations- und Herstellungspraxis auf den sozialen, medialen und theatralen Bühnen des Lebens.
In der Publikation wird dabei eine Akzentverschiebung von Biografie als Ergebnis einer Darstellung hin zum Prozess des Biografierens (»doing biografy«) vorgeschlagen. Neben dem, was als Biografie auf der Bühne erscheint, geht es dann vor allem um die produktionsästhetische Frage: Wer biografiert wen, warum und vor allem wie im Theater?
Das Buch ist Teil der Trilogie Theater als Soziale Kunst. Neben BIOGRAFIEren auf der Bühne erschienen bereits die Bände PARTIZIPATION: teilhaben/teilnehmen (2017) und Forschendes Theater in Sozialen Feldern (2018).
Das an dieser Stelle zu besprechende Buch lärmt – als Auskunft über Forschung – im positiven Sinne: Das tut es sicher auch als Absteckung eines wissenspolitischen Claims, welcher sich an der Dekonstruktion bzw. der „systematischen Auflösung des Begriffscontainers „Biografisches Theater“ abarbeitet. Es möchte damit den Beweis antreten, dass es die Herstellungs- und Wahrnehmungsmechanismen des Theaters sind, die der identitätspolitischen bzw. neoliberal geprägten Notwendigkeit, ein Ich marktschreierisch als Biografie zu behaupten und sich dabei an Nachfrage und Anerkennung zu orientieren, etwas entgegensetzen können. ...
Für den Transfer in eigene (schul-)theaterpädagogische Praktiken bieten die Einzelbeiträge eine Fülle an Systematisierungen und konkreten Fragen (v. a. die Aufforderung zur Selbstbefremdung angesichts der biografischen Fremdheit eines Gegenübers im Beitrag von Herrbold), die eine Spielleitung an sich, die Mitwirkenden und den Prozess stellen kann. Mit Blick auf die dadurch noch zu hebenden Potenziale der Ästhetischen Bildung eignet sich vor allem die dialektische Differenzierung von Biografie erspielen, vorspielen und verspielen, welche Norma Köhler in ihrem Beitrag ausbreitet: Letzteres ermöglicht eine oszillierende Bewegung zwischen der Suche nach einer festen Position und deren inhärenten Möglichkeitsspielräumen bzw. zwischen Faktizität und Fiktionalisierung.
André Studt, Schultheater 44 (2021)
Inhaltsverzeichnis
Norma Köhler, Christoph Scheurle, Melanie Hinz: Einleitung: Biografieren auf der Bühne
Biografieren als ästhetische und soziale Aufführungspraxis
Michael Corsten: Die Beschreibung des eigenen Lebens aufführen
Hajo Kurzenberger: Biografisches Theater – aber welches?
Christoph Scheurle: Inside the museum of me – Biografieren im Online-Zeitalter
Nina Tecklenburg: Biografisches Theater – überall. Kritik einer Bühnenpraxis
Hanne Seitz: Jedermanns Biografie. Live and Times des Nature Theatre of Oklahoma
Norma Köhler: Sich Er-, Vor- und Verspielen: Biografieren als Verfahren und Erfahrung ästhetischer Arbeit. Aufmerksamkeitsverschiebungen als Impuls für das Theater und die Ästhetische Bildung
Machtverhältnisse und Tabus des Biografierens – Introspektiven aus der Theaterpraxis
Sebastian Weste: Schreibtischarbeit im Biografischen Theater. Eine explorativ-interpretative Perspektive
Gudrun Herrbold: Fragen an den Habitus. Eine Aufforderung zur Selbstbefremdung
Erika Römer: Dialogische Stückentwicklung – Eine künstlerische Strategie biografischer Theaterpädagogik
Isabel Schwenk: This is not a game. Die szenische Arbeit mit biografischen Interviews im Stückentwicklungsprozess der Produktion Das Grundgesetz – sehr sehr frei nach... des Türkisch-Deutschen Theaters
Frank Matzke: FLASHBACK to Beckett – Zur Ästhetik performativen Biografierens
Anna Geibel: Das Tabu erzählen. Biografisches Theater über psychische Erkrankungen am Beispiel der eigenen Inszenierung Emotional instabil
Melanie Hinz: Gender biografieren! Im Alltag, im Theater und der Theaterpädagogik
Malte Pfeiffer: Ich will mich endlich wehren! Biografische Behauptungen als Akt der Selbstermächtigung im Theater
Biografieren als ästhetische und soziale Aufführungspraxis
Michael Corsten: Die Beschreibung des eigenen Lebens aufführen
Hajo Kurzenberger: Biografisches Theater – aber welches?
Christoph Scheurle: Inside the museum of me – Biografieren im Online-Zeitalter
Nina Tecklenburg: Biografisches Theater – überall. Kritik einer Bühnenpraxis
Hanne Seitz: Jedermanns Biografie. Live and Times des Nature Theatre of Oklahoma
Norma Köhler: Sich Er-, Vor- und Verspielen: Biografieren als Verfahren und Erfahrung ästhetischer Arbeit. Aufmerksamkeitsverschiebungen als Impuls für das Theater und die Ästhetische Bildung
Machtverhältnisse und Tabus des Biografierens – Introspektiven aus der Theaterpraxis
Sebastian Weste: Schreibtischarbeit im Biografischen Theater. Eine explorativ-interpretative Perspektive
Gudrun Herrbold: Fragen an den Habitus. Eine Aufforderung zur Selbstbefremdung
Erika Römer: Dialogische Stückentwicklung – Eine künstlerische Strategie biografischer Theaterpädagogik
Isabel Schwenk: This is not a game. Die szenische Arbeit mit biografischen Interviews im Stückentwicklungsprozess der Produktion Das Grundgesetz – sehr sehr frei nach... des Türkisch-Deutschen Theaters
Frank Matzke: FLASHBACK to Beckett – Zur Ästhetik performativen Biografierens
Anna Geibel: Das Tabu erzählen. Biografisches Theater über psychische Erkrankungen am Beispiel der eigenen Inszenierung Emotional instabil
Melanie Hinz: Gender biografieren! Im Alltag, im Theater und der Theaterpädagogik
Malte Pfeiffer: Ich will mich endlich wehren! Biografische Behauptungen als Akt der Selbstermächtigung im Theater