Kontext Kunstpädagogik

cover

Kollaboratives Handeln im Kunstunterricht

Eine qualitativ-empirische Untersuchung mit Praxisbeispielen

Band 44, München 2017, 310 Seiten
ISBN 978-3-86736-144-6
19,80 EUR
inkl. gesetzl. MWSt - ggfs. zzgl. Porto und Versand
 

Produktbeschreibung

Die Studie von Miriam Schmidt-Wetzel untersucht die bildnerische Praxis im Kunstunterricht, die stets vom Miteinander-, Nebeneinander- oder auch Gegeneinander-Arbeiten der Lernenden bestimmt ist. Damit fokussiert sie eine bislang im kunstdidaktischen Diskurs vernachlässigte zentrale methodische Kategorie. Den theoretischen Hintergrund für die empirische Auseinandersetzung mit diesem Strukturmerkmal kunstpädagogischen Handelns bilden gesellschaftliche, mediale und jugendkulturelle, aber auch bildungspolitische Entwicklungen, die die soziale Interaktion betonen. Formen der Zusammenarbeit und aktuelle kollaborative Handlungsmuster in der Bildenden Kunst stellen ein weiteres zentrales Bezugsfeld und das fachliche Fundament für die methodisch wie inhaltlich innovative explorative Studie dar. Anhand exemplarischer Fallanalysen in Kursen der gymnasialen Oberstufe werden über mehrere Schritte der Triangulation und Synthese die spezifischen Formen und Wirkungen der Zusammenarbeit im Kunstunterricht differenziert herausgearbeitet. Darauf aufbauend und unter Rückbezug auf die theoretischen, interdisziplinären wie künstlerischen Rahmungen werden darüber hinaus umfangreiche fachdidaktische und allgemeinpädagogische Schlussfolgerungen formuliert. Zusammen mit der ausführlichen Begründung und Reflexion der exemplarisch untersuchten auf kollaborative Handlungsmuster abzielenden Unterrichtsreihen leistet der Band damit nicht nur einen wesentlichen Beitrag für das kunstdidaktische Verständnis kollaborativer bildnerischer Prozesse, sondern ist auch ein wertvolles Werkzeug für die Planung und Durchführung eines zeitgemäßen Kunstunterrichts.

So zeigt die Publikation auch, wie eine qualitativ-empirische Untersuchung nicht nur eine Lücke in der fachdidaktischen Forschung schließen, sondern auch zur Anwendung und Reflexion relevanter und innovativer Herangehensweisen in der kunstpädagogischen Praxis führen kann.
Sara Burkhardt, K+U 429-430/2019
 

Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG
1.1 Subjektive Annäherung an den Forschungsgegenstand
1.2 Schüler-Schüler-Interaktion: ein blinder Fleck der Kunstpädagogik?
1.3 Fragestellung und Ziele der Forschung
1.4 Begriffsklärungen
1.4.1 Interaktion
1.4.2 Gruppe
1.4.3 Kooperation oder Kollaboration?
1.5 Aufbau der Untersuchung

2 BEZUGSFELDER UND HINTERGRÜNDE DER UNTERSUCHUNG
2.1 Teilen und Austauschen als jugendkulturelle, mediale und gesellschaftliche Leitmotive
2.1.1 Kunstpädagogische Perspektiven auf netzbasierte Interaktionsformen
2.1.2 Kennzeichen und Konsequenzen einer ,Kultur des Teilens‘
2.1.3 Zusammenfassung
2.2 Kollaborative Strategien in der Bildenden Kunst
2.2.1 Historische Entwicklung programmatischer Künstlergruppen
2.2.2 Merkmale programmatischer Künstlergruppen
2.2.3 Gruppendynamische Prozesse in programmatischen Künstlergruppen
2.2.4 Entwicklung und Rezeption zeitgenössischer Tendenzen künstlerischer Kollaboration
2.2.5 Zusammenfassende Betrachtung der Kennzeichen künstlerischer Interaktion, Kooperation und Kollaboration in Bezug auf ihre Relevanz für den Forschungsgegenstand
2.3 Kollaboration als Gegenstand der Pädagogik: Interaktion und Gruppe im Zentrum didaktisch-pädagogischer Konzeptionen
2.3.1 Reformpädagogisch orientierte Ansätze von Gruppenunterricht
2.3.2 Kooperatives Lernen: individuelle Lernoptimierung und Effizienzsteigerung durch kooperative Unterrichtsstrukturen
2.3.3 Sozial-konstruktivistische Ansätze: Lernen als Ko-Konstruktion und Betonung der Beziehungsebene
2.3.4 Gegenüberstellung und Beurteilung der didaktisch-pädagogischen Konzeptionen aus kunstpädagogischer Perspektive
2.3.5 Neue Tendenzen: Kritik an pädagogischer Subjektorientierung und Betonung der Relationalität in Lernprozessen
2.4 Aktuelle bildungspolitische Argumente für kollaboratives Handeln und damit verbundene pädagogische Herausforderungen: Kompetenzorientierung, Heterogenität und Inklusion

3 FORSCHUNGSSTAND
3.1 Anfänge empirischer Gruppenforschung, sozialpsychologische Kleingruppenforschung, experimentelle Gruppendynamik und pädagogische Gruppen- bzw. Interaktionsforschung
3.2 Kunstpädagogische empirische Forschung
3.2.1 Interaktion als eine Grundfrage ästhetischer Bildung
3.2.2 Einfluss persönlicher Kontakte auf eine produktive und kreative Arbeitsatmosphäre
3.2.3 Kunstpädagogische Relevanz kooperativer künstlerischer Strategien im Netz
3.2.4 Bildbetrachtung in der Gruppe: Kommunikation in einer Rezeptionsgemeinschaft
3.2.5 Subjekterfahrungen durch Interaktion und Kommunikation in kunstpädagogischen Ermöglichungsräumen
3.2.6 Geschlechtsspezifisches Interaktionsverhalten im Rahmen ästhetisch-experimenteller Gruppenaktionen
3.2.7 Übertragbarkeit aktueller Strategien künstlerischer Kollaboration auf kunstbezogene Bildungsprozesse
3.3 Forschungskonzeptuelle Konsequenzen aus der zusammenfassenden Bewertung des Forschungsstandes

4 FACHDIDAKTISCHE KONZEPTION DES UNTERSUCHTEN UNTERRICHTS
4.1 Rahmenbedingungen
4.2 „Wählt die NKG!“ – Plakatgestaltung in Kleingruppen
4.3 „Image“ – fotografische Selbstinszenierung in Einzel- oder Partnerarbeit
4.4 „12“ – offene Aufgabenstellung zur Gestaltung eines Fotokalenders in Partnerarbeit

5 QUALITATIVE FALLSTUDIEN
5.1 Forschungsdesign
5.1.1 Konkretisierung der Forschungsfragen
5.1.2 Der Untersuchungsrahmen: Kunstunterricht in der gymnasialen Oberstufe
5.1.3 Unterrichtsforschung im Paradigma qualitativen Denkens
5.1.4 Praxisforschung als zentraler Zugang zum Forschungsgegenstand
5.1.5 Phänomenologische Einzelfallanalyse als zentrale Auswertungsmethode
5.1.6 Triangulation zur Perspektiverweiterung auf den Forschungsgegenstand
5.2 Teilstudie 1: Schülerperspektiven
5.2.1 Methode: Interview
5.2.2 Fall „Lena“
5.2.3 Fall „Moritz“
5.2.4 Fall „Anh-Duc“
5.2.5 Fall „Felicitas“
5.2.6 Synthetisierte Gesamtaussage über die Bedingungen und Potentiale kollaborativen Handelns im Kunstunterricht aus Sicht der interviewten Schülerinnen und Schüler
5.3 Teilstudie 2: Beobachtung einer praktischen Partnerarbeit
5.3.1 Methode: Videografie
5.3.2 Gewinnen eines Überblicks über den Fall
5.3.3 Phänomenologische Analyse ausgewählter Ausschnitte
5.3.4 Synthetisierte Gesamtaussage zu den Strukturmerkmalen eines kollaborativen Gestaltungsprozesses
5.4 Teilstudie 3: Selbstdarstellung als Gruppe
5.4.1 Methode: Photovoice
5.4.2 Fotoanalyse
5.4.3 Analyse der Gruppendiskussion
5.4.4 Triangulative Differenzierung der Bildinterpretationen nach plausiblen und wenig plausiblen Deutungen anhand der Kontextinformationen aus der Gruppendiskussion
5.4.5 Foto- und Textanalyse synthetisierende Bildung von Bedeutungseinheiten
5.4.6 Synthetisierte Gesamtaussage zu den bildnerischen und sozialen Strukturmerkmalen eines Kunstkurses

6 KOLLABORATIVES HANDELN IM KUNSTUNTERRICHT: ERGEBNISSE UND KONSEQUENZEN
6.1 Überblick über die Schwerpunkte der drei Teilstudien
6.2 Verbindungen und Rückbezüge zwischen Empirie und Theorie
6.3 Zusammenführung der Teilergebnisse und didaktisch-pädagogische Schlussfolgerungen
6.3.1 Verbindlichkeit und Verlässlichkeit als sichernde und orientierende Basis kollaborativen bildnerischen Handelns gewährleisten
6.3.2 Die Erfahrung individueller Freiheit und Offenheit im gemeinsamen bildnerischen Handeln ermöglichen
6.3.3 Den Einfluss individueller Wahrnehmungen und Einstellungen zu Austausch und Zusammenarbeit im Kunstunterricht berücksichtigen
6.3.4 Kommunikation in kunstpädagogischen Situationen fördern
6.3.5 Bildnerische Beziehungsarbeit initiieren
6.3.6 Die Orientierung an aktuellen jugendkulturellen, medialen, gesellschaftlichen und künstlerischen Strategien des Austauschs und der Zusammenarbeit verstärken

7 SCHLUSS
7.1 Reflexion des praxisforschenden Vorgehens
7.1.1 Reflexion des eigenen kunstpädagogischen Unterrichtshandelns
7.1.2 Forschungsmethodische Reflexion
7.2 Ausblick

WÜRDIGUNG
ANHANG
ABBILDUNGEN
LITERATUR